Ein ganz wichtiger Faktor ist dabei die Aufenthaltsqualität. Um die geht es in dem hier vorliegenden
Auslobungstext.
Aufenthaltsqualität ist jedoch nicht gleichbedeutend mit Lebensqualität, die meiner Ansicht nach in
dem Text zu kurz kommt.
Lebensqualität bedeutet:
• gesicherte Nahversorgung
• Gesundheitliche Versorgung
• Gastronomie und
• Dienstleister aller Art
in erreichbarer Nähe zu haben.
Um die Lebensqualität, die wir heute zu bieten haben, langfristig zu gewährleisten, benötigen wir vor
allem eins: Parkplätze. Parkplätze, von denen aus die gerade genannten Anbieter des täglichen
Bedarfs bequem, schnell und sicher zu erreichen sind.
Nun gab es in den letzten zweieinhalb Jahren viele Beschlüsse, mit denen ein Abbau von Parkplätzen
einherging. Seien es neue Zebrastreifen, der Verkauf der Teilfläche an der Martinstraße ans
Krankenhaus, der neue Teilstandort der Feuerwehr auf dem alten Aldi-Parkplatz, die Parkflächen am
Obersee und nicht zuletzt die Parkplätze am alten Busbahnhof, die im Zuge des neuen Bürgerhauses
ebenfalls wegfallen werden.
Ja, wir haben ein neues Parkhaus am Freizeitbad beschlossen, das sicherlich die entfallenen
Parkplätze von Obersee und Busbahnhof kompensieren wird, ganz bestimmt aber kein Ersatz ist für
wegfallende Parkplätze in der Innenstadt ist!
Heute werden wir den Auslobungstext für den freiraumplanerischen Wettbewerb beschließen,
in dem keinerlei Ersatz für die 130 Parkplätze vorgesehen ist, die uns durch den Wegfall des
Franziskanerparkhauses verloren gehen werden.
Ebensowenig liefert das hier vorliegende Papier den Planern einen Anhaltspunkt, die 82 Parkplätze in
der Tiefgarage und rund ums Rathaus zu kompensieren, die mit dessen Abriss wegfallen werden.
Wir reden hier also über mehr als 200 Parkplätze im innenstadtrelevanten Bereich, die zukünftig nicht
mehr zur Verfügung stehen.
Schon heute klagen nach meinen Erfahrungen unsere Innenstadtbesucher über zu wenig Parkplätze.
Die Situation wird sich zukünftig durch die von uns Stadtverordneten beschlossenen
städteplanerischen Veränderungen noch deutlich verschärfen.
Die ganz sicher notwendige Mobilitätswende hat in unterschiedlichen Landstrichen sehr
unterschiedliche Gesichter: Während Städte wie Münster den Fahrradverkehr priorisieren – und
selbst in Münster gibt es einen nicht zu übersehenden Anteil an privaten PKWs -, müssen wir in
unserer Region aufgrund von Topografie, vieler kleiner Ortschaften, einem auch zukünftig nicht üppig
vorhandenem ÖPNV und aufgrund der hohen Pendlerquote (Ein- und Auspendler) davon ausgehen,
dass sich die Mobilitätswende bei uns derart gestalten wird, dass wir vom Verbrenner auf
Elektroantrieb umsteigen und weiterhin eine gleichbleibende Anzahl an Fahrzeugen benötigen
werden – und damit auch Parkraum!
Was bedeutet es also für unsere Stadt, wenn wir auf innenstadtrelevanten Parkraum verzichten?
Man muss keine Glaskugel bemühen … diverse Städte und Stadtviertel deutschlandweit haben diesen
Weg bereits beschritten und sind Nachweise dafür, welche Auswirkungen Parkplatzmangel auf die
Innenstädte hat:
In all diesen Städten berichten die innerstädtischen Unternehmerinnen und Unternehmer von
drastischen Umsatzrückgängen durch deutlich reduzierte Frequenz.
Ich sitze hier als Vertreterin eben dieser kleinen und mittelständischen Unternehmer und Freiberufler.
Wir reden hier zum einen von Einzelhandel, zum anderen aber auch von Ärzten, Physiotherapeuten,
Apotheken, Gastronomie, Handwerk und Dienstleistern, die sich im Herzen von Olpe niedergelassen
haben und das Gesicht unserer Stadt sind.
Alle zusammen sind sie prägend für das Gefühl von Heimat und – wie ich eingangs erwähnte –
machen sie die Lebensqualität von Olpe aus.
Manch eine andere Stadt beneidet uns für unser bisher relativ gesundes innerstädtisches Leben.
Die durchweg negativen Erfahrungen in anderen Städten für das wirtschaftliche Leben in den
jeweiligen Innenstädten müssten eigentlich jeden von uns zu der Überzeugung kommen lassen,
dass wir vermutlich nicht ausgerechnet in Olpe beweisen werden,
mit verringertem Parkangebot gleichbleibend oder gar mehr Frequenz in die Innenstadt zu holen.
Nur, wenn unsere Innenstadt weiterhin gut erreichbar bleibt, können wir das Potential von Handel,
Dienstleistern und Gastronomie weiterhin ausschöpfen - zum Wohle jedes einzelnen Bürgers unserer
Stadt.
Was bedeutet demnach die heutige Abstimmung für mich als Stadtverordnete?
Ich habe mich im vergangenen Wahlkampf für mehr Parkraum eingesetzt und habe diesen Bedarf in
meinem Wahlkreis als eins der Hauptthemen herauskristallisiert.
Durch meine Berufstätigkeit mitten im Herzen von Olpe und den täglichen Kontakt mit Kunden erlebe
ich ebenfalls, wie groß der Ärger schon heute über nicht vorhandenen Parkraum ist.
Wir werden mit dem vorliegenden Text und der daraus resultierenden Umgestaltung unserer Stadt
nun beschließen, diese Mangellage nochmals dramatisch zu verschärfen.
Dem von mir in den Arbeitskreis eingebrachten Vorschlag, den Auslobungstext um einen Satz zu
erweitern, der die Kompensation wegfallender Parkplätze an vergleichbarer Stelle gewährleistet,
ist nicht nachgekommen worden.
Ich kann daher einem Beschluss
- der gemeinsam mit den in der Vergangenheit bereits erfolgten parkraumschädlichen Beschlüssen
und nach allen vorliegenden Erfahrungen anderer Städte – unserer Innenstadt erheblichen Schaden
zufügen wird, nicht zustimmen.
Empfehlen Sie uns!